Peru - Bolivien - Chile

Reiseroute: Lima - Paracas - Ica - Nazca - Cabanaconde - Corire - Arequipa - Cuzco - Machu Picchu - Capachica - Titicacasee - La Paz - Uyuni - Salar de Uyuni - Laguna Colorada - San Pedro de Atacama - Calama



Madrid verpasst

Endlich geht die große Reise ins weit entfernte und für mich noch völlig unbekannte Südamerika. Die Anreise ist zunächst recht unspektakulär. Mit dem Zug geht es nach Frankfurt und von dort wird mit LAN Chile über Madrid in Chiles Hauptstadt Santiago de Chile bringen wo wir einen kleinen Zwischenstopp einlegen werden.

Meine Freundin Steffi mit der ich diese Reise unternehme, soll in Madrid zu uns stoßen. Doch in Madrid weit und breit nix von ihr zu sehen. Ist sie schon im Flieger? Es ist ein Nachflug und bald hab ich meine Sorgen vergessen, die Augen fallen zu. Aber schon bald werde ich von einer Stewardess geweckt. Sie teilt mir mit dass Steffi den Flieger in Madrid leider verpasst hat. Wie geht es jetzt weiter? Wir bleiben ja in Südamerika nicht an einem Ort, ziehen täglich weiter. Wie sollen wir da wieder zueinander finden? Der Anflug auf Santiago de Chile war unter den Umständen alles andere als ruhig, könnt ihr euch vorstellen.



Santiago de Chile

Ein wenig zerschlagen bin ich als wir nach insgesamt mehr als 17 Stunden Flug in Santiago de Chile landen. 6 Stunden Zeitverschiebung und zu wenig Schlaf in den Knochen, nutzen wir dennoch den Stoppover um die Stadt zu erkunden. Unser Reiseveranstalter hat sich im Hintergrund mit den Fluggesellschaften um eine Lösung für Steffi bemüht. Mehr wissen wir noch nicht.

Aber wir wollen Santiago de Chile nicht warten lassen... Standesgemäß startet unser Stadtrundgang am Präsidentenpalast "Independencia Palacio de la Moneda". Hier findet alle zwei Tage mit großem Spektakel ein Wachwechsel statt. (Ich hoffe hier findet auch zwischendrin ein Wachwechsel statt, wenn auch mit wenig Spektakel. Sonst tut mir die Wachmannschaft doch etwas leid).
Der heutige Präsidentenpalast war früher die Münzprägeanstalt des Landes, daher kommt auch der noch heute gültige Name (Moneda = Münze).

Ein Besuch in eine Art kunsthistorischen Museum hat mich doch sehr erstaunt. Ein riesiges Plakat schmückt da die Wand. Aufschrift: „Pago de Chile“ – „Vergeltung für Chile“. Außerdem lebensgroße Pappfiguren aller chilenischen Präsidenten - am Strick. Bei uns würde so eine Ausstellung verboten werden. Wahnsinn! Und das direkt neben dem Präsidentenpalast so etwas erlaubt ist.

Wir mischen uns unter die Einheimischen um durch die Stadt bis zum Aussichtsberg Santa Lucia zu kommen. Berg? Er erhebt sich nur ganze 70m über die Stadt. Doch von hier hat man einen tollen Rundumblick. Die 6-Millionen-Metropole ist optisch ziemlich europäisch. Der einzige Unterschied sind die zeitweise schneebedeckten Anden im Hintergrund. Der Hügel wird von einem kleinen spanischen Festungsschlösschen und einem kleinen Park geziert - eine Mini-Oase inmitten der quirligen chilenischen Hauptstadt.

Wir wollen noch ein wenig höher hinaus. San Cristóbal - 880m hoch. Er überragt die Stadt somit um einiges. Eine Seilbahn bringt uns vom Villenviertel Valdivia Norte hinauf. Die Gondeln der Seilbahn - mini. Zu viert haben wir geradeso darin Platz - im Sitzen - denn zum Stehen sind sie zu klein. So eingequetscht in diese kleine Knutschkugel schweben wir über den bewaldeten Hügel hinweg.

Oben empfängt uns die "Virgen de la Immaculada Concepción" mit offenen Armen. Der Blick ist fantastisch. Die Stadt, die schneebedeckten Hügel... Doch wir können hier leider nicht ewig träumen. Mit der Standseilbahn tauchen wir wieder ins Stadtgetümmel. Die Standseilbahn ist echt interessant, denn sie ist selbst quasi terrassenförmig. Die einzelnen „Abteile“ sind alle unterschiedlich hoch, so dass man von überall gut hinaussehen und den Blick genießen kann.

Der "Plaza de Armas" zieht uns magisch an. Doch von unten ist er ja wieder jeder andere Platz. Von oben - das wär was. Es muss doch möglich sein, in einem der umliegenden Häuser auf die Dachterrasse zu kommen, da wo man die Sonnenschirme sehen kann... Doch es erweist sich als schwieriger als gedacht. So einfach reinspazieren? Beim Vordereingang weist man uns ab. Aber findig wie wir sind... Auf der Rückseite des Hauses ist ein weiterer Eingang. Diesmal gehen wir einfach wie selbstverständlich hinein und fahren mit dem Fahrstuhl hoch. Keiner hat uns gesehen, keiner gefragt. Yeah, Dachterrasse! Doch die Freude wärt nicht lange. Geradeeinmal für ein Foto haben wir Zeit, dann steht plötzlich ein Mann neben uns... Wie wir hierher gekommen seien? Den Rest könnt ihr euch denken - wir werden umgehend wieder hinaus komplementiert. Aber dennoch: Ziel erreicht!

Leider ist unsere Stippvisite in Santiago de Chile nur kurz. Unser Flieger nach Lima wartet und bringt uns zum Startpunkt unserer eigentlichen Reise. Kurz vor Mitternacht landen wir in der peruanischen Hauptstadt. Unser Reiseführer empfängt uns und welche Freude - auch Steffi ist endlich da. Sie kam nach einem abenteuerlichen Flug über Guayaquil und Quito (Ecuador) doch tatsächlich 10 Minuten vor uns in Lima an. Leider hat ihr Gepäck unterwegs einen anderen Weg eingeschlagen.



Von der Großstatdt an den Strand

Erstmal ausschlafen, wir haben ja schließlich Urlaub. So war der Plan, doch tatsächlich war bereits um 8 Uhr Frühstück angesetzt. Wir wollen ja schließlich was sehen und erleben. Ein kurzer Stadtbummel am Morgen wird uns die Stadt ein wenig näher bringen.

Lima liegt nur 154m über NN und beherbergt ca. 10 Millionen Einwohner - was ca. 1/3 der Gesamtbevölkerung Perus ausmacht. Hinzu kommt, das Lima von April bis November unter der Garúa, einem dichten depressiven Nebel liegt und die Sonne nur in den verbleibenden Monaten durch den grauen Dunst kommt. Kurzum: Lima ist nicht wirklich eine schöne Stadt.

Unser kleiner Rundgang führt uns direkt zum Plaza Mayor, dem Hauptplatz der Stadt. Er wird eingerahmt vom "Palacio de Gobierno" (Regierungspalast), dem "Municipalidad" (Rathaus) und der Kathedrale von Lima. Diese drei stehen für die Einheit kirchlicher und königlicher Macht zur Zeit der spanischen Herrschaft in Peru. In der Mitte des Platzes befindet sich ein sehr schöner, reich verzierter Brunnen. Er bildet den Nullpunkt. Von hier aus werden alle Entfernungen in Peru gemessen.

Gegen Mittag verlassen wir das graue Lima bereits. Wir fahren vorbei an den ärmlichen Randbezirken auf der Panamericana in Richtung Süden. Die Mägen knurren bereits als wir gegen 14 Uhr einen kleinen Zwischenstopp an einem Strand einlegen. Hier wird gepicknickt und zum ersten Mal proibieren wir Inca Cola - knallgelb und furchtbar süß!

Der Strand ist ganz schön, doch die Wellen hoch, die Wolken zahlreich, der Wind frisch und die Sonne rar. Zum Baden also alles in Allem heute nicht geeignet. Das Meer südlich von Lima ist eigentlich immer recht kalt, da der Humboldtstrom kalte Wassermassen aus der Antarktis gegen die Küste drückt. Was das noch für einen Effekt hat, werden wir in den nächsten Tagen noch genauer sehen.
Durch die kalten Wassermassen das Wasser nicht und es können sich keine Wolken bilden. Die Folge: südlich von Lima regnet es kaum. Die Westküste Südamerikas gehört zu den trockensten Regionen der Erde.
In und um Lima sieht das anders aus. Das Wasser ist zwar kalt, aber man hat noch den Einfluss von Nordperu. Dort gibt es warmes Wasser und somit auch Wolken, und die ziehen bis Lima und hängen dort herum. Genauer gesagt: sie regnen sich nicht ab, sondern hängen als graue Masse bis auf den Boden. Das ist dann der besagte graue feuchte Nebel oder auch mal ganz feine Nieselregen (Garúa).

Die Panamericana entlang fahren wir unserem heutigen Tagesziel Pisco entgegen. Pisco sagt euch was? Das kann gut sein, denn die Stadt hat ihren Namen vom berühmten Pisco-Schnaps. Doch den tsten wir morgen. Nach dem Abendessen wollen wir uns ein wenig die Stadt anschauen und die Beine nach der langen Fahrt vertreten. Pisco mutet trotz seiner ca. 90.000 Einwohner beinahe dörflich an und so gibt es nicht so viel zu entdecken. Doch ein am Marktplatz stehendes quietschbuntes Goofi-Mobil lenkt unsere Aufmerksamkeit auf sich. Einsteigen und anschnallen.... Und schon gehts mit lauter Musik einmal quer durch Pisco. Eigentlich ist das Gefährt ja für Kinder gedacht, aber auch wir hatten unseren Spaß damit.



Ab in die Wüste

Wir starten bereits früh, wollen heute auf die Islas Ballestas, auch „Galapagos des armen Mannes“ genannt.
Von Pisco aus machen wir uns auf den Weg zum Hafen von Paracas, ein kleiner Ort am Rande der gleichnamigen Halbinsel. Die Islas Ballestas und die Paracas-Halbinsel bilden seit 1975 ein maritim-terranes Naturschutzgebiet.
Im Hafen können wir noch schnell die Möglichkeit einen Hut zu kaufen. Man hat uns gewarnt... vor den Vögeln und ihren Hinterlassenschaften. Neben den vielen Hutverkäufern wissen scheinbar auch die zahlreichen Pelikane, dass hier viele Touristen sind. Vielleicht haben die ja auch was leckeres dabei. Eine ganze Horde dieser lustigen bunten Vögel tapst also zwischen uns herum. Doch Futter hatten nur die Fischer zu bieten.

Mit dem Boot fahren wir vom Hafen aus in Richtung der Felseninseln. Vorbei an "Puerto San Martin" sieht man plötzlich am sandigen Ufer "El Candelabro" - ein riesiger 180m hoher und 70m breiter Dreizack. El Candelabro ist, ähnlich wie die Nasca-Linien, in den Wüstensand eingekerbt. Wie auch die Nasca-Linien wird er trotz ständiger Pazifikwinde nicht zugeweht oder verwischt. Ich kann mir das kaum vorstellen wie das funktionieren soll.

Nach 30 minütiger Fahrt haben wir die Islas Ballestas erreicht. Unzählige Seelöwen, Humboldt-Pinguine, Pelikane, Blaufußtölpel und andere Seevögel tummeln sich hier. Leider hinterlassen die zehntausenden Seevögel auch jede Menge Guano. Das ist zwar ein guter und teurer Naturdünger, stinkt aber zum Himmel. Wir überstehen den Trip also nur mit Mundschutz und Luft anhalten. Aber wenigstens haben die Vögelchen sich zurückgehalten und keine unserer Kopfbedeckungen beschmutzt.

Zurück an Land führt uns unser Weg auf die Paracas-Halbinsel. Von 1000 v.Chr. bis 200 n.Chr. gab es hier eine eigene Hochkultur. Die Menschen hatten alle eigentümlich verformte Schädel oder sogar Löcher in der Schädeldecke, die dann mit einem Goldplättchen wieder verschlossen wurden. Das Warum - ob aus medizinischen oder kultischen Gründen, ist bis heute nicht geklärt.

In Lagunillas stärken wir uns mit frischem Fisch, bevor wir zum Mirador, dem Aussichtspunkt von La Catedral fahren.
Eigentlich ist das nur eine Felsformation die durch das Zusammenwirken von Wind und Meer entstanden ist. Ich kann da keine Kathedrale ausmachen. Vielleicht fehlt mir etwas Phantasie. Der Blick von den Klippen hinunter aufs Meer jedoch, ist fantastisch!

Wir kommen früh in unserem Hotel, mitten in der Wüste, in einer Oase an. Wir haben noch viel vor. Die Oase Huacachina ist ein kleines grünes Paradies mit See, Palmen und Blumen - genauso wie man sich eine Oase vorstellt. Von hier starten wir zu einer Buggytour mit Sandboarden.

Zum Abschluss des Tages noch ein Sonnenuntergang in der Wüste. Ich hab es mir etwas spektakulärer vorgestellt, aber Sonne ist eben in der Wüste auch nur Sonne und wenn keine Feuchtigkeit in der Lust ist, bilden sich eben auch nicht so schöne Farben am Himmel.
Auf dem Weg zurück hätten wir beinah einige unserer Truppenteile eingebüßt. Mitten in der Wüste ging einem der Buggys der Sprit aus. Aber wir haben sie gerettet und so können wir morgen vollzählig weiterreisen.



Fly away!

Schon wieder heißt es früh aufstehen. Für einige Feierwütige zu früh. Ein Großteil der Gruppe hat den letzten Abend ziemlich lange und ziemlich feucht im Oasen-Restaurant die Errettung aus der Wüste gefeiert. Und nun ist unser erstes Ziel am heutigen Morgen die Pisco-Brennerei. Aber man soll ja morgens mit dem anfangen, womit man abends aufgehört hat...

Ursprünglich wollten wir gestern schon Pisco brennen, aber leider war die Straße wegen Bauarbeiten gesperrt. Nur so früh am Morgen wie heute haben wir eine Chance.
Pisco wird aus Quebranta-Trauben hergestellt. Diese kommen ursprünglich von den Kanarischen Inseln, fühlen sich hier aber sichtlich wohl. Pisco ist aber nicht etwa ein Wein, sondern vielmehr ein Branntwein. Er hat also ein ganz paar Prozente. Lecker! Am liebsten mag ich Pisco Sour - Pisco mit Limonensaft. Eine Flasche davon ist natürlich im Gepäck.

Was am Morgen noch befahrbar war, ist nun erneut aufgebuddelt. Wir müssen wohl einen anderen Weg finden. Mit Hilfe der netten Einwohner des kleinen Dörfchens sind wir so auch ein ganzes Stück vorangekommen, bis uns plötzlich immer versetzt auf der Straße riesige „Maulwurfshaufen“ begegnen. Alle raus aus dem Bus und gaaaanz vorsichtig vorbei fahren. Der Bus stand schief und drohte an die Hauswand zu kippen. So einfach wird es also nicht. Wir können wohl nur schaufeln! Nachdem wir diese Hindernisse hinter uns gelassen haben, geht es nun weiter nach Nasca.

Bevor wir uns ins Flugzeug wagen um uns die berühmten Scharrbilder aus der Luft anzuschauen wollen wir etwas über deren Bedeutung erfahren. Wir fahren ins Maria-Reiche-Museum. Maria Reiche, ursprünglich tatsächlich aus Dresden stammend, hat ihr Leben dem Erforschen der Nasca-Linien gewidmet. Von 1932 bis zu ihrem Tod 1998 lebte und forschte sie in der Hacienda San Pablo. Dort ist heute ein kleines Museum eingerichtet, welches nicht nur über ihr Leben, sondern auch über die Nasca-Kultur erzählt.

Mit einer Cessna OB-1655 heben wir ab. Wir sind zu fünft im Flieger und natürlich unser Pilot. Der Start war richtig gut und ich dachte: „Super – verträgst du ja gut das Fliegen in dem kleinen Ding“. Doch als wir über den Scharrbildern sind, fängt unser Pilot auf einmal an Links- und Rechtskurven zu fliegen, damit auch wirklich jeder die Wüstenscharrbilder sehen kann.

Originalton: --- and on your left side--- and on your right side---

Die kleine Cessna neigt sich also quasi im Sekundentakt mal nach links und mal nach rechts... Nicht alle werden ihre Spucktüten nachher wieder abgeben können. Ich darf neben dem Piloten sitzen, aber auch das hat nützt mir nix. Also muss auch ich, wenn auch nicht die eigene (denn ich hatte keine), eine der Tütchen einweihen. Dafür hab ich jetzt aber auch ein Zertifikat und das war’s doch wert.
Die Nasca-Linien sind über ein Gebiet von ca. 700km² verstreut. Über 100 sollen es sein (so viele hat man uns nicht gezeigt – aber da ich zeitweise etwas abgelenkt war, hab ich auch ein paar verpasst).

Wieder mit sicherem Boden unter den Füßen fahren wir ins Hotel. Alle sind wir ein wenig angeschlagen, teils noch vom Pisco, teils vom Flug.

Zum Abendessen haben wir noch etwas ganz interessantes entdeckt. Maissaft. Die Maiskolben sind ja schon echt der Hammer. Die Körner sind fast doppelt so groß wie bei uns. Doch aus schwarzem Mais wird hier ein hervorragender Saft gemacht. Der ist echt lecker und man würde im Leben nicht darauf kommen, dass es Maissaft ist.



Die Mumien sind los

Die Panamericana führt uns weiter nach Süden, bevor wir am Abend den Touristenpfad verlassen werden und in Richtung Corire abbiegen. Corire liegt im Tal des Río Majes und ist bekannt für seinen Reisanbau (ja wirklich, hier wird Reis angebaut, auch wenn die Felder eher winzig wirken) und Flussshrimps die frisch im Fluss gefangen werden.

Doch vorher wollen wir noch etwas füber die von 200 v.Chr – 600 n.Chr. lebende Nasca-Kultur erfahren. Dazu fahren wir nach Chauchilla. 25 Kilometer südlich von Nasca gelegen ist dies weniger ein Ort als ein riesiger Friedhof dieser alten Kultur. Überall auf dem Gelände kann man Knochenreste finden. In Gräbern findet man teilweise noch komplette Skelette in ihrer ursprünglichen Haltung (Fötusstellung), mit Baumwolle umwickelt und mit langen Haaren.

Die langen Haare findet man überwiegend nur bei Stammesfürsten. Sie wurden von Jungfrauen geopfert, die sich aus Trauer den Kopf geschoren hatten. Es ist sehr ungewöhnlich, Mumien in dieser Form zu sehen, doch hier sind sie durch das extrem trockene Klima sehr gut erhalten.
In der Nasca-Kultur wurden immer komplette Familien beerdigt. Starb zum Beispiel der Mann der Familie, so wurden Frau und Kinder gemeinsam mit ihm begraben, damit sie auch alle gemeinsam in die nächste Welt eintreten konnten.

In Puerto Inka machen wir ein kleines Mittagspicknick. Der „Inkahafen“ ist direkt am Strand und heute eigentlich nur noch ein Hotelkomplex. Unweit von den Hotelbungalows, wimmelte es nur so von den letzten Inkas. Überall kann man Knochen finden, in Haufen oder lose im Sand verteilt. Es ist schon sehr komisch, dass da noch kein Archäologenteam rumwuselt und alles absperrt.

Wir fahren unserem Tagesziel Corire entgegen. Eine zeitlang fahren wir noch direkt an der Küste entlang. Die ärmlichen Behausungen der hier lebenden Menschen fliegen an uns vorbei. Im ersten Moment denkt man dabei eher an die Hütte eines Fischers als daran, dass in diesen einfachen kleinen Stroh- bzw. Schilfhütten ganze Familien leben. Erstaunlicherweise findet sich jedoch in fast jedem „Dorf“ oder besser in der Mitte jeder Ansammlung von Hütten ein asphaltierter Basketballplatz. Irgendwie will das nicht so recht zusammenpassen.

Bevor wir am Abend in Corire ankommen, machen wir noch Halt an einem typischen Restaurant. Die frischen Flussshrimps warten schon auf uns... Ich halte mich beim Verspeisen der fröhlichen Schwimmer zurück, aber als nach dem Essen die Köchin kommt und uns ein paar lebendige Exemplare auf den Tisch setzt, die wild mit ihren Fühlern wackeln und die Schere drohend heben, kann ich mich auch nicht zurückhalten. Es ist schon ein seltsames Gefühl so ein Kerlchen zu „streicheln“. Er hat ganz still gehalten, zumindest bei mir.



Jurrasic Park

Die Hähne des benachbartes Bauernhofes holen uns heute aus den Betten.
Heute reisen wir ein Stück zurück in der Zeit. Saurier sind heute unser erstes Ziel - genauer gesagt der peruanische Jurassic-Park in Querulpa. Dort kann man ca. 50cm große Dinosaurierabdrücke mit drei- bis vierzehigen Krallen im versteinerten Uferschlamm bestaunen und hat, ein Stück den Berg hinauf, einen wunderschönen Blick in das Tal des "Río Majes". So spannende sind die Dinoabdrücke nicht. Da könnte auch jemand eine Schablone in den Schlamm gedrückt haben, denn außer den Spuren ist nichts von Dinosaurierüberresten zu sehen.

Wenn wir uns nun auf dem Zeitstrahl wieder ein wenig annähern, kommen wir nach "Toro Muerto". Ein Stück außerhalb von Corire befindet sich diese ca. 15 km² großen Steinwüste. Sie liegt am Hang des Majestales und beherbergt ca. 6.000 Petroglyphen, die sich auf den bis zu 2m hohen vulkanischen Steinblöcken befinden. Petroglyphen nennt man die bildhaften Einkerbungen auf den Steinen. Die Figuren die wir hier bestaunen können, werden auf die Zeit von 600-1200 n.Chr. geschätzt und sollen teils zur Wari-Kultur und teils zur Chuquibamba-Kultur gehören.

Genug Zeitreisen für einen Tag. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns - unser Tagesziel: Cabanaconde im Colca Canyon. Doch dazu müssen wir die asphaltierte Piste verlassen - es folgen Wüste und Schotterpiste. Um das heil zu überstehen, braucht unser Bus neue "Schuhe". Ein kompletter Reifenwechsel steht an.

Unendliche Weiten, Sand in allen Ecken (und ich meine wirklich in allen) und gefährliche Pipipausen hinter Kakteen. Den ganzen Tag treffen wir kein einziges Auto, ganz ungestört können wir die Natur genießen. Die Landschaft beschränkt sich überwiegend auf Grasbüschel (ichu) und Kakteen - ziemlich karg und doch interessant. Im Hintergrund die hohen Berge. Der höchste von ihnen ist der "Nevado Ampato" mit 6.310m. Es ist schon gewaltig. Ich habe noch nie in meinem Leben solch riesige Berge gesehen. Unterwegs passieren wir zum ersten mal die 4.000-Höhenmeter Marke.

Damit uns die Fahrt nicht zu lang wird hat unser Guide noch eine Überraschung - Koka-Blätter. Die Kokablätter sollen eine leistungssteigernde Wirkung haben. Man nimmt ein paar Kokablätter und wickelt darin ein paar Krümel ungelöschten Kalk ein. Das ganze kommt dann einfach in den Mund. Der ungelöschte Kalk wirkt als Katalysator. Durch ihn werden die Wirkstoffe der Blätter freigesetzt. Die einzige Wirkung die ich spüre ist jedoch eine taube Zunge...

Die Fahrt war nicht so ganz ohne. Die sehr kurvenreiche Strecke, zwischendurch ein platter Reifen und die letzten Kilometer war es bereits stockdunkel. Der Fahrer hatte bereits 10 Stunden Fahrt in den Knochen. Hut ab! Unser Ziel haben wir sicher erreicht. Cabanaconde liegt auf einer Höhe von 3.300m üNN.
Zum Abendessen heute ein weiteres Novum für uns - Alapakafleisch. Es schmeckt ein bisschen wie Leber, was eigenartig ist für ein Steak. Aber hier sind ja auch Steaks nur maximal einen halben Zentimeter dick.

P.S. Bis dato habe ich keinerlei Anzeichen von Höhenkrankheit, Schlappheit oder Ähnlichem. Einige Mitreisende haben leichte Kopfschmerzen und fühlen sich etwas schlapp. Einen hat es besonders erwischt. Ihm war nicht so gut und plötzlich kippte er beim Abendessen einfach vom Tisch und musste mit Sauerstoff versorgt werden. Ein kleiner Schock für uns. Aber inzwischen ist er wieder wohl auf.



El Condor Pasa

Ganz früh am Morgen sind Steffi und ich bereits im Dorf unterwegs und genießen die super schöne kalte klare Luft. Das Dorf erwacht langsam und die Sonne steigt ganz langsam über die Berge. Super schön, so ganz still und heimlich Zeuge des Alltags der Menschen zu sein.

Cruz del Cóndor - wo am Morgen die Kondore fliegen. Da wollen wir hin. Die Kondore haben ihre Nester unten im Canyon und steigen morgens mit der Thermik auf, um danach meist bis an die Küste zur Nahrungssuche zu fliegen (bis zu 200km). Morgens ziehen sie ihre Kreise über den Hängen des tiefsten Canyons der Welt (Höchster Punkt: der Senal Ajirhua mit 5.226m, tiefster: der Río Colca auf 1.050m).

Es ist toll wenn diese riesigen Vögel von unten langsam heraufkreisen, bis sie irgendwann über einem ihre majestätische Größe zeigen. Bis zu 3,20m misst die Flügelspannweite eines solchen Riesenvogels. Sie können bis zu 70 Jahre alt werden, uns also ein menschenlebenlang mit ihren Flügen erfreuen.

Als wir genug geguckt haben, ziehen wir weiter. Doch diesmal nicht mit dem Bus. Das Mountainbike ist unser Gefährt. Die nächsten 20km Schotterpiste gehörten uns und den Fahrrädern. Zu Beginn bin ich noch ziemlich verhalten gefahren, weil es einen doch ganz schön durchschüttelt auf dieser Schotterpiste und man immer Angst hat, das es einem doch mal den Lenker verschlägt und man einen Salto macht. Außerdem ist die Landschaft atemberaubend. Doch man wird immer mutiger. Das letzte Stück sind wir nur so da runter gebrettert und haben uns ein kleines Rennen geliefert.
Aber hinterher... mir tut alles weh und wir sind dreckig wie die Schweine. Aber hat riesig Spaß gemacht. Bitte bitte mehr davon!

Der Colca Canyon mit seinen 6.000 Hektar Terrassenanlagen auf denen Mais, Kartoffeln und Bohnen angebaut werden, bietet wirklich einen super schönen Blick. Er war schon zur Zeit der Inka eine der wichtigsten Agrarregionen Perus.
Wir verlassen die Schotterpisten und den Colca Canyon. Von Chivay auf 3.650m Höhe geht es jetzt über den Patapampa-Pass mit einer Höhe von 4.910m. Achtung Kopfschmerzgefahr! Wenn man diese 1.300 Höhenmeter mit dem Bus in einer knappen Stunde zurücklegt, ist das nicht ganz ohne und man merkt es durchaus. Oben auf 4.910m Höhe ein kleiner Fotostopp. Alles wie immer dachte ich. Doch beim dem versuch auszusteogen sind mir fast die Beine weggesackt und mein Kopf fängt leise an zu summen, aber nur ganz leise, dank der Kopfschmerztabletten, die ich wohlweißlich schon in Chivay genommen hatte.
Tausende kleiner und großer Steingötter bevölkern den Aussichtspunkt. Ein toller Anblick, vorn die Steingötter, im Hintergrund die umliegenden Vulkane und der schneebedeckte Ampato. Doch wie das nunmal so ist mit einem Pass... Hinten gehts wieder runter - bis nach Arequipa, unser tagesziel auf nur ca. 2.350m Höhe.

Arequipa ist mit 890.000 Einwohnern neben Lima die zweitgrößte Stadt Perus. Sie wird von 3 Vulkanen direkt umgeben, Misti (5.821m), Nevado Chachani (6.075m) und Nevado Pichu Pichu (5.664m). Alle drei sind normalerweise schneebedeckt. Nur im Moment ist der Misti ohne seine weiße Haube, denn es hat in der Region seit 2 Jahren keine Niederschläge gegeben. Durch die Nähe dieser aktiven Vulkane werden in Arequipa täglich bis zu 12 Erdbeben unterschiedlicher Stärke verzeichnet. Somit ist Arequipa im wahrsten Sinne des Wortes eine aufregende Stadt. Im Jahr 2000 wurde das historische Stadtzentrum zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Ob es dem gerecht wird sollten wir am nächsten Tag erkunden können.



Ciudad Blanca

Ausschlafen ist angesagt. Geplanter Start ist erst gegen 11 Uhr. Da weiß man gar nicht, was man mit soviel Freizeit anfangen soll, wo wir doch sonst nur Zeit zum duschen haben... So machen wir uns in kleiner Runde zu einem Morgenspaziergang auf.

Arequipa hat ca. 300 Sonnentage im Jahr und wird wegen ihres milden Klimas und dem immer blauen Himmel „Stadt des ewigen Frühlings“ genannt. Arequipa ist ein Quechua-Wort und bedeutet je nach Interpretation „hinter den Bergen“ oder „hier bleiben wir“. Beides recht passend wie ich finde. Der zweite Name Arequipas ist Ciudad Blanca, „Weiße Stadt“. Der Name kommt nicht, wie man vielleicht vermuten würde von den überwiegend aus dem hellen Sillarstein gebauten Häusern, sondern von der ursprünglich rein weißen Bevölkerung. Soviel zum Namensexkurs, schauen wir uns die Stadt doch mal an...

Der erste Stopp ist das örtliche Waisenhaus. Hier soll ich gleich mein Patenkind treffen. Im Waisenhaus angekommen erfahre ich jedoch, dass mein "eigentliches" Patenkind Maria Estefani am Vortag von ihrer Mutter abgeholt wurde. (Super schön für sie das ihre Mutter es doch selbst versuchen will, sie großzuziehen) Das Waisenhaus ist übrigens kein Waisenhaus im eigentlichen Sinne, es beherbergt überwiegend behinderte Kinder, die von ihren Eltern verstoßen wurden. Das scheint in Peru üblich zu sein. Die Peruaner haben nicht gerade eine soziale Ader. Auch die Schwestern im Waisenhaus sind alle aus Chile oder Argentinien.
Was soll ich nun tun? Kurz entschlossen übernehme ich die Patenschaft für Raquel, sie hat leider noch keine Patin und ist schon sehr lange hier. Raquel ist bereits 18. Aber auch sie freut sich über den mitgebrachten Teddy.

Erst am Nachmittag starten wir zur Stadtführung und wir beginnen am "Convento Santa Catalina". Das Kloster ist schon irgendwie besonders, denn als beschlossen wurde es zu bauen, hat man einfach ein Stück Stadt ummauert. So einfach baut man Klöster. Die Gesamtfläche dieses Stückchens von Arequipa beträgt mehr als 20 km² und ist wie eine kleine Stadt aufgebaut (ist ja auch kein Wunder). Heute leben noch ca. 28 Nonnen im Kloster, ehemals waren es 150 Nonnen und 400 Dienstmädchen. Das Kloster, früher komplett weiß, ist heute durch unterschiedliche Farben in die verschiedenen Bereiche unterteilt. Blau, Terracotta, Rot und Weiß. Ein unbeschreibliches Farbenspiel. Vor allem wenn man dann noch zwischendurch die von Ruß geschwärzten, wirklich kohlrabenschwarzen Küchen betritt. Die Gassen des Klosters haben alle Namen spanischer Städte wie Toledo oder Córdoba.

Nach 1 ½ Stunden Klosterrundgang geht es in die Altstadt von Arequipa. Zuerst zur wunderschön verzierten "Iglesia La Compania de Jesus", eine der ältesten Kirchen der Stadt.
Gleich neben der Kirche ist der Eingang zum "Claustro Jesuita", dem ehemaligen Jesuitenkloster. Danach erkunden wir den Hauptplatz, den "Plaza Principal de la Virgen de la Asuncion" - kurz Plaza Principal. An drei Seiten ist er von zweistöckigen Arkaden gesäumt. Die vierte Seite wird durch die riesige Kathedrale geschmückt - im Hintergrund der Vulkan Misti. Auch die Kathedrale ist aus dem vulkanischen Sillargestein erbaut. Sie ist echt riesig, nimmt die gesamte Nordseite des Plaza ein, hat zwei Türme und drei mächtige Portale, alles gestützt durch 70 Fassadensäulen.

Nach dem Besuch in einem kleinen Kunsthandwerkermarkt in der Nähe der Iglesa San Francisco und einem leckeren Abendessen müssen wir schon wieder für morgen packen. Wir verlassen Arequipa.



Cusco oder nicht Cusco, das ist hier die Frage

Heute wollen wir endlich nach Cusco fliegen. Cusco, die Stadt, die das Inkareich ausmacht!
Wieder einmal ist früh aufstehen (5:30) angesagt und ab zum Flughafen. 8:30 soll der Flieger starten.
Da sitzen wir nun und werden immer wieder vertröstet dass es noch ein wenig dauert - wegen technischer Schwierigkeiten am Flugzeug. Inzwischen ist es 10 und man hat uns gerade verraten, dass der Flug gestrichen ist. Den Grund dafür werden wir kurze Zeit später erfahren - zwei Flugzeuge sind auf der Landebahn mit den Flügeln zusammengestoßen. Da kommt Freude auf, zum Glück haben die das am Boden und nicht in der Luft gemacht.

Die Presse ist auch zugegen und fotografiert und filmt, auch uns, und unser Reiseleiter muss ein Interview geben. Es ist ein ziemliches Hickhack. Wir müssen noch eine ganze Weile warten, bis wir endlich unser Gepäck wieder abholen dürfen. Doch des Wartens nicht genug. Weitere Klärungen sind nötig, bis wir endlich mit Taxis in ein Hotel gebracht werden. Insgesamt 6 Stunden haben wir am Flughafen verbracht. Aber aller Ärger hat auch etwas Gutes. LAN Peru sponsert uns eine Nacht im 5-Sterne Hotel. Unser Flug nach Cusco geht nun erst morgen.

Spruch des Tages: Manana, manana...

(Am nächsten Tag haben wir dann aus der Zeitung erfahren, dass es am Nachmittag noch einen weiteren Zwischenfall auf dem Flughafen gab - ein kleines Flugzeug hat wohl die Landebahn verfehlt)

Dafür haben wir in unserem Hotel unseren Spaß. Das fing schon bei der Ankunft an. Ich glaub die haben das hier nicht so oft, dass Rucksacktouristen im Nobelhotel absteigen. Wir wurden jedenfalls so schnell wie möglich aus der Lobby gelotst. Unsere Rucksäcke, die wir im Foyer abgestellt hatten, wurden umgehend in ein Hinterzimmerchen verfrachtet und der teure Marmorboden wurde frisch gewienert. Nach einem opulenten Mittagsschmaus, haben wir nun den Rest des Tages zum Faulenzen am Genießen von 5-Sterne-Luxus mit Pool.



Der Nabel der Welt

Cusco zweiter Versuch. Schon wieder früh aufstehen um rechtzeitig am Flughafen zu sein. Noch einmal Schlange stehen am Check-in Schalter und endlich fliegen wir dem „Nabel der Welt“ entgegen.

Endlich angekommen. Cusco liegt auf 3.430m Höhe und wird als die schönste und abwechslungsreichste Stadt Perus bezeichnet. Einst Hauptstadt des Inka-Reiches (1200 – 1572 n.Chr.) war ihr eigentlicher Name Qosqo. Das ist ein Quechua-Wort und bedeutet Zentrum. Von Cusco aus dehnte sich das Herrschaftsgebiet der Inka bis Ecuador und Chile aus. Das Reich der Inka heißt auf Quechua Ta-wantinsuyu und bedeutet „Reich der vier Himmelsrichtungen“. Den Grundriss von Cusco verglichen die Inka mit dem Körper eines Puma. Saqsaywamán z.B. oberhalb der Stadt, war der Kopf des Puma, die lang gezogene Unterstadt bildete den Schwanz.

Nun aber genug der Inkageschichte und zum eigentlichen Cusco, denn auch das ist sehr interessant. Cusco ist ganz anders als all die anderen peruanischen Städte. Hier gibt es keine Flachdächer mehr, überall schöne kleine Häuschen mit Schindeldächern, die den besonderen Flair der Stadt, in einem kleinen Tal gelegen, noch unterstreichen. Heute zählt die Stadt 260.000 Einwohner. Damit hat sich die Einwohnerzahl in den letzten 30 Jahren verdreifacht. Die Stadt wächst und wächst und das hat sehr viel mit dem Tourismus zu tun, denn die Stadt ist voll von Backpackern, die hier nach dem Sinn des Lebens suchen.

Aber schauen wir uns Cusco doch einmal genauer an. Und wir starten, wie soll es anders sein, beim Kopf des Puma - Saqsaywamán. Saqsaywamán wurde im 15. Jahrhundert unter der Herrschaft des 9. Inka Pachacuti Yupanki (1438 – 1471) und seinem Sohn, dem 10. Inka Túpac Yupanki (1471 – 1493) erbaut. Sie bildete das Schutzschild Cuscos und nimmt eine Fläche von ca. 2,5 ha ein. 70 Jahre haben 20.000 - 40.000 Menschen an dieser riesigen Festungsanlage, 200m oberhalb der Stadt, gebaut. Die Anlage besteht aus gigantischen, tonnenschweren Steinen, die passgenau zusammengesetzt eine gewaltige Zyklopenmauer bilden. Der größte Stein der unteren von den 3, ca. 600m langen, Mauern misst 6,20 x 5 x 4m und wiegt ca. 42 Tonnen. Wie konnten die Inka solche Steine transportieren und dann auch noch so passgenau an- und übereinander setzen?! Die 3 Mauern sind immerhin 9, 10 und 5m hoch und in Zickzackform.

Vom großen Grasplatz (Explanada) in der Mitte der Anlage gelangt man durch das Rumipunku, das Tor in der unteren Festungsmauer, zu den oberen Mauern, den ehemaligen Festungstürmen und dem religiösen Sektor. Auf der anderen Seite der Explanada befindet sich der Suchuna-Felsen Rodadero. Es ist ein gewaltiger gewölbter Trachyt-Felsen, der wahrscheinlich von einem Gletscher so glatt geschliffen wurde wie er heute ist. Durch die sitzartigen Ausmeißelungen wird dieser Felsen auch „Thron des Inca“ genannt.

Von hier oben hat man einen traumhaften Blick auf Cusco. Wir sitzen in der Sonne und genießen.

Zurück im Zentrum des "Zentrum" erkunden wir den Sonnentempel. Der ist eigentlich etwas versteckt und befindet sich in der "Iglesia y Convento Santo Domingo". 1950 legte ein Erdbeben die Überreste des ehemaligen Sonnenheiligtums Qoricancha frei. Qoricancha war eigentlich ein großes Tempelviertel, dessen Mittelpunkt der Sonnentempel war. Leider ist vom eigentlichen Sonnentempel nicht mehr allzu viel zu sehen, doch es muss fantastisch ausgesehen haben. Damals war alles was das Reich bot im Sonnentempel aus Gold und Silber nachgebildet. In Kirche und Kloster sind Teile des Tempelviertels erhalten. Der Tempel des Regenbogens mit seinen 11 Trapeznischen, der Wassertempel mit 4 Trapeznischen (sie sollen die vier Reichsteile symbolisieren) und der letzte erhaltene Tempel mit 17 Trapeznischen (in ihnen sollen Symbole der Flora und Fauna des Inkareiches gestanden haben).

Was ich erstaunlich finde, dass die Inka eine Bauweise hatten, die den vielen Erdbeben standhalten konnte. Alles was die Spanier nach der Eroberung bauten, fiel den Erdbeben zum Opfer. Übrig blieben immer nur die Grundmauern der Gebäude, die noch von den Inka stammten. Die meisten Mauern der Inka weisen eine Schräge auf. Der oberste Stein reicht tiefer in den Innenraum als der Unterste. Die Mauern sind alle gleich aufgebaut und bestehen aus einem Dreier-Rhythmus. Der untere Stein ist der Collana oder Cabeza, der Basisstein. Auf ihn folgt der Payan oder Segundo. Er bildet mit dem Basisstein ein Paar. Beide sind durch Steinbolzen und Steinzapfen miteinander verbunden. So halten die Steine ohne Mörtel, konnten passgenau übereinander getürmt werden und können bei Erdbeben mitschwingen. Auf den zweiten Stein folgt der Callau oder Remate. Auch er ist mit Bolzen und Zapfen versehen. Dann folgte wieder ein Collana und so weiter. Durch diese Bauweise wird eine unglaubliche Festigkeit geschaffen.

Auch der Hauptplatz der Stadt - der Plaza de Armas - früher Huacaypata, hat viel zu erzählen. Hier liefen die Straßen aus den vier Reichsteilen Antisuyu (der Nordosten bis zum Amazonasbecken), Collasuyu (der Südosten bis Nordchile), Contisuyu (der Südwesten bis zur Küste) und Chinchaysuyu (der Nordwesten bis Südkolumbien) zusammen.

Der Plaza de Armas wird von den Kolonialkirchen La Catedral und La Compania dominiert. La Catedral wurde im 16./17. Jahrhundert auf den Grundmauern des Palastes des 8. Inka Wiracocha errichtet. Im linken der beiden mehr als 30m hohen Türme hängt die berühmteste und größte Glocke Südamerika, Maria Angola.

Ihr denkt das muss doch nun alles gewesen sein? Weit gefehlt! In Cusco gibt es noch den berühmten 12-eckigen Stein zu bestaunen. In einer kleinen Seitengasse neben der Kathedrale, der Calle Hatunrumiyoc, ist eine wunderschön erhaltene Inkamauer. Die Steinblöcke sind nach außen gewölbt und bis zu einem Meter groß. Sie sind alle so perfekt behauen, dass sie optimal ineinander passen und mit ihrer Verzahnung und Verbolzung keinen Mörtel benötigen. Mittendrin kann man den 12-eckigen Stein sehen. Er soll mit seinen 12 Ecken die Jahreszeiten und die 12 Monate symbolisieren.

P.S: Cusco hat übrigens im Gegensatz zu Arequipa mit 300 Sonnentagen im Jahr, an 320 Tagen im Jahr Feste und Prozessionen und ist somit eine sehr lebhafte Stadt.

Wir beenden unsere Stadtentdeckungen auch wenn es in Cusco noch so viel zu entdecken gibt. Durch den gestrigen verlorenen Tag, fällt unser besuch in Cusco nun kürzer aus als geplant. Denn heute ist nun schon wieder packen angesagt, morgen starten wir auf dem Inka-Trail.

Aber zum Abschluss versuchen wir mal wieder etwas typisch Peruanisches - Meerschweinchen. Das Meerschweinchen, hier auch liebevoll cuy genannt... sieht sehr interessant aus auf dem Teller, schmeckt vom Fleisch her ganz lecker. Da ich allerdings nicht so gern an Knochen abknabbere, hab ich recht wenig gegessen. Es ist aber auch nicht unbedingt viel dran an dem kleinen Tierchen.



Camino Inca

Früh aufstehen ist angesagt, denn schon 6:15 fährt der Zug nach Machu Picchu, oder besser gesagt zu Kilometer 104 von wo wir unser Trecking starten.
Der Camino Inca ist insgesamt knapp 45km lang und war ursprünglich ein Versorgungsweg der Inka für Machu Picchu. Der Inka-Trail ist der meistbegangene Pfad Südamerikas, was natürlich auch Folgen für die Umwelt hat. Deshalb wurde die Personenzahl auf 500 Personen pro Tag, inklusive Träger und Führer, begrenzt. Und ohne Führer kommt man nicht mehr in den Parque Nacional Machupicchu.

Bereits ab Kilometer 77 kann man den Camino Inca bewandern. Wir entscheiden uns jedoch, anstelle der 4-Tages-Tour, für den kürzeren und nicht ganz so anstrengenden Teil ab Kilometer 104. Von hier sind es nur 15km bis Machu Picchu. Bei einer Höhe von durchschnittlich 2.500m hat es das aber schon ganz schön in sich. Doch zuerst mussten wir ja bis dahin kommen. 3 Stunden Fahrt mit dem Tren Backpacker 1 liegen vor uns. Die Zugfahrt beginnt in Cusco mit einem Zickzack den Berg hinauf, denn die Strecke ist so steil, dass sie der Zug anders nicht bewältigen könnte. 4 Richtungswechsel sind von Nöten, um den Berg zu schaffen. Jedes Mal muss der Schaffner abspringen, um die Weiche umzustellen. Aber es lohnt sich, denn man hat einen wunderschönen Blick über die schindelbedeckten Dächer der Stadt. Auf nun 3.680m Höhe angekommen überqueren wir einen Pass und fahren nun über die Hochebene des Anta-Tales. Noch einmal ist ein Zickzack nötig, um den steil abfallenden Canyon des oberen Urubambatales hinunter zu gelangen. Nun geht die Strecke direkt am Río Urubamba entlang.

Der Zug hält mitten in der Pampa. Hier ist also Kilometer 104 auf einer Höhe von nur noch 2.240m. Über eine wackelige Hängebrücke überqueren wir den Río Urubamba zum Kontrollpunkt. Nachdem alle Ausweise kontrolliert und mit den Anmeldungen verglichen sind, kann es los gehen.
Das erste Stück ist noch relativ flach. Man kommt an den Ruinen von Chachabamba vorbei. Danach wird der Pfad allmählich steiler.

Bis nach Winaywayna sind es nur ungefähr 5km, allerdings auch 500 Höhenmeter. Da man durch die Höhe nur sehr langsam laufen kann, brauchen wir für die Strecke ganze 2,5-3 Stunden. Zum Glück ist das Wetter sehr durchwachsen, ein bisschen regnerisch und kühl. Bei 25 Grad würde ich den Berg wohl nicht schaffen. Schmale Wege über Stock und Stein, dann die Höhe und immer bergauf.
Geschafft! Winaywayna - auf 2740m Höhe. Nach den letzten 300 Stufen bietet sich uns ein grandioser Blick ins Tal. Die Mittagspause haben wir uns echt verdient! So wird auch der Rucksack etwas leichter, immerhin waren neben dem Lunchpaket auch die Klamotten und Co. für den nächsten Tag mit an Bord.

Winaywayna wurde erst 1942 entdeckt und wieder freigelegt. Der Name bedeutet auf Quechua „für immer jung“. Die Anlage, eine frühere Inkasiedlung, besteht aus zahlreichen Wohnhäusern, 19 Steinbädern und einer riesigen Terrassenanlage.

Die nächsten ca. 7km sind überwiegend gerade und ohne größere Steigungen - hieß es. Wir haben das glaube ich ein bisschen anders in Erinnerung. Doch so steil wie die erste Etappe war es wahrlich nicht. Nach etwas mehr als 1 Stunde haben wir es geschafft. Unser Guide sagte, wir wären eine der schnellsten Gruppen. Das liegt wahrscheinlich daran, das der Regen immer schlimmer wird und wir durch den Nebel ohnehin nicht viel von der Umgebung sehen können. Aber so macht der Nebelwald seinem Namen eben alle Ehre.

Intipunku - das Sonnentor. Auf 2.745m Höhe gelegen. Von hier sieht man Machu Picchu erstmals. Als wir hindurchtreten haben wir da jedoch unsere Zweifel. Immernoch herrscht dichter Nebel. Doch wir haben Glück. Der Nebel gibt ihn frei - den atemberaubenden Blick auf die Inkastätte. Doch nur kurz. Nach 5-10 Minuten ziehen von unten aus dem Tal wieder Nebel auf und Machu Picchu verschwindet hinter einem grauen Schleier.

Noch 3km bergab. Dann haben wir es endlich geschafft. Machu Picchu ganz nah! Aber angucken kommt erst morgen dran. Für heute sind wir total k.o.



Mordversuch im Inka-Express

Heute ist es endlich soweit, die Inka-Stadt wartet auf uns, auch wenn das wieder mit einem Weckerklingeln um 5:30 beginnt. Eine Stunde später schraubt sich der Bus die Serpentinen von Aguas Calientes hinauf zum Eingangstor von Macchu Picchu. Noch ein Stempelchen in den Pass gedrückt (das kann ja nicht jeder vorweisen) und da sind wir wieder - im Reich der Inka. Nur noch ein paar Treppenstufen trennen uns von dem Blick über die gesamte Anlage.
Machu Picchu - einst ein heiliger Ort und Zufluchtsstätte der Inka vor den Spaniern - war bis ins 17. Jahrhundert ständig bewohnt. Die Anlage musste also nicht wie viele andere Inkastätten und -schätze entdeckt werden. Auch danach war Machu Picchu nie in Vergessenheit geraten. Für die restliche Welt wieder entdeckt und als das heutige Machu Picchu bekannt gemacht, wurde es jedoch erst 1911 von Hiram Bingham. Damals war die Stadt komplett vom Dschungel überwuchert. 1920, 7 Jahre nachdem Bingham die Inkastadt freigelegt hatte, fand Martin Chambi sie bereits wieder völlig überwuchert vor. Es scheint ein ewiger Kampf, die Stadt so wie sie ist, dem Dschungel zu entreißen. Zu Beginn der 80er Jahre wurde dann der „Historische Park von Machu Picchu“ gegründet und unter Naturschutz gestellt. Mit einer Gesamtfläche von 325km² umfasst er, neben Machu Picchu selbst, das gesamte Gebiet des Inka-Trails. Kurz darauf wurde es dann zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt.

Die Inkastadt ist, auf durchschnittlich 2.500m Höhe gelegen, von unten fast nicht auszumachen. An drei Seiten ist sie von schroffen und steilen Felsen umgeben - optimal als Schutzburg oder Festung. Was Machu Picchu nun wirklich war, darüber gibt es viele Spekulationen. Sommerresidenz der Inkaherrscher, Fluchtburg der Sonnenjungfrauen, Stadt der Magier, eine Inka-Universität, eine Festung gegen wilde Amazonasstämme oder alles zusammen?! Man weiß es nicht und wird es wahrscheinlich auch nie mehr erfahren. Aber Machu Picchu war und ist einzigartig!

Unser Rundgang beginnt am Aussichtspunkt, dem Puesto de Vigilancia. Hier von dem kleinen spitzgiebeligen Häuschen aus, hat man einen wunderschönen Blick über die gesamte Anlage mit dem Waynapicchu dahinter. Man kann sehr gut die einzelnen Sektoren der Stadt erkennen. Insgesamt sind es 216 Gebäude, die auf dem terrassenartigen Gelände verteilt sind. Rund um die Anlage sind die so genannten „Hängenden Gärten“. Sie gehen direkt in die steilen Felsformationen über. Aus diesen Gärten konnten sich die einstigen Bewohner selbst versorgen.

Durch das Haupttor Huaca Puncu betreten wir die Stadt. Links und rechts sieht man Häuser, die zur ehemaligen Oberstadt (Grupo de la Portada) gehörten. Trepp ab gelangt man in das Palastviertel. Hier sieht man den Königspalast Incahuasi mit dem daneben befindlichen Sektor der Diener. Vorbei am Gefängnisviertel kommt man über den Heiligen Platz Inticancha zum „Ort an dem die Sonne angebunden wird“ (Intiwatana). In der Mitte des Platzes befindet sich ein aus einem Felssockel herausragender Granitblock mit einem Sporn. Intiwatana bedeutet auf Quechua „Sonne binden“. Dieser Stein diente früher astronomischen Zwecken, hiermit konnten Sonnenlauf, Tageszeit, Sternbilder und Planetenbahnen bestimmt werden.

Vom Intiwatana aus geht es weitere Treppen hinunter zur Grasebene (Intipampa). Die Intipampa oder auch das Sonnenfeld ist ein großer rechtwinkliger Platz zwischen Ober- und Unterstadt. Er gliedert sich in drei terrassenartig angelegte Ebenen. Überall auf den Terrassen grasen Lamas. Sie geben hier wohl den Gärtner und helfen mit, dass Machu Picchu nicht wieder vom Urwald verschlungen wird.

Vom Intipampa aus nach Norden in Richtung des großen Waynapicchu liegt der Heilige Felsen - Tempel der Pachamama (der Mutter Erde). Der Felsblock soll spürbare Energie abgeben, wenn man ihn 3 Minuten lang berührt. Ob es stimmt??
Wir gelangen in die Unterstadt. Hier findet man die Wohnviertel und die Viertel der Handwerker, Speicherhäuser etc. Über eine lange Treppe von den Lagerräumen und dem Viertel der 3 Türen hinunter, kommt man vorbei am Viertel der Handwerker zum Gefängnisviertel. Weiter läuft man an den 16 Bädern entlang bis zum Mausoleum der Könige. Hier entdeckte Bingham damals 2 vornehm gekleidete Mumien, die mit Gold und Silber verziert waren. Der Eingang des Mausoleums wird von einem Granitblock mit 30 scharfkantigen Stufen teilweise versperrt. Neben dem Mausoleum kann man eine kleine Treppe zum Sonnentempel (Sumturhuasi) hinauf gehen. Sumturhuasi ist ein halbkreisförmiger Turm mit ca. 11m Durchmesser. Eines der Trapezfenster ist genau so ausgerichtet, dass zur Sonnenwende am 21. Juni die Sonne in einer Linie direkt durch das Fenster in eine wannenartige Vertiefung eines gewölbten Felsentisches in der Mitte des Sonnentempels scheint. Vom Sonnentempel aus kommt man über die Untere Gruppe zur Amanahuasi, der „Treppe der Quellen“ und wieder zum Ausgang zurück. Nach 3 Stunden Rundgang und Erklären, Sehen und Staunen schwirrt einem ziemlich viel Inkageschichte im Kopf herum.

Mit 1.000 neuen Eindrücken im Kopf und machen wir uns am Nachmittag schon wieder auf den Rückweg nach Cusco.
Im Zug hatten wir dann noch eine kleine Überraschung für die Mitreisenden. Einige von uns wagten es, ihre Wanderschuhe auszuziehen. Das führte zum Beinahe-Tod einiger Mitarbeiter von PeruRail und drei Engländern.



Eisenbahnromantik

Das frühe Aufstehen wird langsam zur unliebsamen Gewohnheit. Doch erneut wartet ein Zug auf uns - oder eben nicht, wenn wir zu spät dran sind... Acht Stunden Zug und 3 weitere Stunden Busfahrt liegen vor uns. Juliaca heißt unser Ziel, der Titicacasee wartet.

Gemütlich fährt der Zug über die schöne Hochebene. Wir fahren ein Stück entlang des alten Inkaweges Inca Nan oder auch Nan Cuna genannt. Im Panoramawagen genießen wir die tolle Landschaft und die Zeit vergeht wie im Flug.

Die Schienen führen entlang am Río Vilcanota, immer die Cordillera Vilcanota auf der linken Seite, bis zum Pass Abra La Raya auf 4.338m Höhe. Die Cordillera hat Gipfel bis über 6.000m. Der höchste ist der Auzangate mit 6.384m. Nach dem Pass führt die Strecke über den Altiplano bis Juliaca. Diese Hochebene liegt auf 3.500-4.000m Höhe und zieht sich bis nach Bolivien hinein. Auf der linken Seite taucht der 5.489m hohe Chimboya mit seinem schnee- und eisbedeckten Gipfel auf. Die Landschaft ist ziemlich abwechslungsreich. Wir fahren an kleinen und großen Dörfern vorbei, können aus dem Zug heraus die Bauern bei der Arbeit beobachten, das Treiben in den Dörfern bestaunen oder einfach nur die Landschaft genießen.

Versorgt waren wir auch ganz gut. Unser extra in Cusco gekaufter Proviant hat den Rucksack nicht verlassen (später in Chifron angekommen, hab ich alles dem Dorfoberhaupt gegeben). Wir nehmen lieber den Zugservice in Anspruch. Auch bei 15 USD fürs Mittagsmenü und 7 USD für einen Cheeseburger - Essen im Zug gehört irgendwie auch dazu.
Sogar für Unterhaltung wurde im Zug gesorgt. Wie aus dem Nichts steht plötzlich ein Musikduo bestehend aus Vater und Tochter im Waggon. Typisch peruanische Tänze und Quechua-Gesang.

Am späten Nachmittag erreichen wir Juliaca. Der Bus für die Weiterfahrt wartet bereits. Er bringt uns an den Titicacasee, genauer gesagt auf die Halbinsel Capachica in das kleine Dorf Chifron. Im Dunkeln erreichen wir unser Ziel. Kein Titicacasee weit und breit zu sehen, nur das leise Raischen der Wellen verriet, das er ganz nah sein muss.
Nun heißt es Gepäck schultern, um den lehmigen Berg mit Taschenlampe hinaufzustolpern. Oben angekommen begrüßt uns Dorfoberhaupt Emiliano. Er ist wirklich herzallerliebst, immer lächelnd und strahlend, wohl der glücklichste Mensch auf der ganzen Reise.

Nach kurzer Begrüßung werden wir auf die Hütten und Bauernhöfe aufgeteilt. 2 pro Hütte, maximal 4 pro Bauernhof. Steffi und ich haben einen ganz süßen, kleinen mit vielen Schafen, einem Gockel, 2 Hunden, 4 Kühen und einem Esel und ein super süßes Lämmchen, dass mit der Flasche groß gezogen wurde (aber das haben wir natürlich in Wahrheit alles erst am nächsten Tag entdeckt). Die Hütten sind ganz einfache Lehmhütten mit Strohdach (Adobe-Stil: luftgetrockneter Lehmbaustein, oft mit Stroh vermischt) und die Betten sind ebenfalls aus Lehm und Stroh mit einer Matratze drauf. Schon der Geruch, wenn man in die Hütte kam... Heu und Stroh. Klasse! Wenn auch nachts hundekalt.
In der Gemeinschaftshütte gibt es gleich noch ein leckeres Abendessen, natürlich gekocht von Emilianos Frau und seiner ältesten Tochter. Und eines darf in dieser Höhe nicht fehlen - Koka-Tee. Und als wir alle Blätter alle verbraucht haben und schon unzählige Tassen gelehrt wurden, bringt Emiliano ein ganz besonderes Kraut. Es soll gut gegen Halsprobleme und allerlei andere Zipperlein sein, aber das wichtigste, es ist fast genauso lecker wie Koka-Tee.

Wir gehen recht früh ins Bett, es gibt keinen Strom hier und wir können nur bei Kerzenschein sitzen. In unsere Schlöafsäcke gemummelt liegen wir in unserer Hütte. Draußen ist es mucksmäuschenstill. Einfach klasse! Nur nach so viel Tee, stellt sich bald die entscheidende Frage nach der Toilette... Mit der Taschenlampe tapst man los, noch fehlt ein wenig die Orientierung. Nun fangen auch noch die Hunde an zu bellen. Aber irgendwann sind die 50m auch geschafft ;-). Doch auf dem Rückweg... geht mir doch tatsächlich die Taschenlampe kaputt. Na toll! Da steh ich nun im Dunkeln und muss mich vortasten bis in die Hütte und ins Bett. Der nächste Toilettengang (es hätten können viele werden in dieser Nacht, denn ich hatte zuviel Tee getrunken) muss nun bis zum Morgengrauen warten... ohne Licht geht’s eben nicht.



Titicacasee

Heute dürfen wir ausschlafen, nun sind wir jedoch so daran gewöhnt, das wir jedoch dennoch um 6 Uhr wach sind - quasi mit dem Gockel. Als wir aus der Hütte treten, bietet sich uns ein traumhafter Blick über den Titicacasee. Einfach grandios! Kurz Zähne putzen im Freien und dann machen Steffi und ich uns auf den Weg zu einen kleinen Morgenspaziergang.

Um 8 Uhr wollen wir uns mit den Jungs zum Baden im eiskalten See treffen. Aber wo wir da nun so stehen in der kalten Morgenluft, mach ich dann doch einen Rückzieher. 10 Grad-kalter Titicacasee bei kaltem Wind wirken schnell noch wesentlich kühler.

Der Titicacasee ist mit 8.562 km² fast 13 mal größer als der Bodensee und ist mit 3.810m über NN der höchstgelegene schiffbare See der Welt. 195km lang, 65km breit und an der tiefsten Stelle 304m tief. Komisch ist, das der Titicacasee - Wassertemperatur 10 Grad im Durchschnitt - ein Tropensee ist. Echt war! Seine große Fläche wirkt für die Altiplano-Hochebene als Wärmespeicher. Dadurch ist die Region um den Titicacasee eine sehr große Agrarregion.

Nach dem Frühstück brechen wir zusammen mit Emiliano zu einer kleinen Wanderung auf. Ungefähr 200 Höhenmeter, also von 3.810m auf schätzungsweise 4.000m. Wir sind so was von am japüsen, obwohl es echt nicht weit ist. Ständig müssen wir Pausen einlegen. Um diese zu nutzen, erklärt uns Emiliano nebenbei allerlei Kräuterchen und Gewächse. Er kann uns viele Heilmittelchen zeigen, sein Vater war früher Schamane und hat ihm so einiges beigebracht. Wir haben unterwegs wirklich in jedes Gras gebissen was er uns gezeigt hat - mal war es lecker mal eher nicht...

Als wir dann endlich auf dem Hügelchen angekommen sind, bietet sich uns ein traumhafter Blick über den Titicacasee. Echt super schön.

Endlich geht es nun den bequemeren Weg bergab. Am Ufer angekommen steht bereits ein Boot bereit und Emiliano rudert uns höchstpersönlich um die kleine Biegung herum, zurück zum Dorf.

Den Rest des Tages können wir einfach nur ein bisschen genießen, auf den Höfen rumstromern. Leider ziehen Regenwolken auf und so verkrümeln wir uns in die Gemeinschaftshütte. Die Dorfkinder kommen auch bald alle und fragen uns beinah Löcher in den Bauch. Als wir uns am Abend alle in unsere Hütten verabschieden, regnet es immernoch. Das Dorf gleicht inzwischen einer Schlammpiste. Doch zum Glück hört der Regen in der Nacht auf.



Schilfmenschen

Im Dunkeln heißt es heute Rucksack packen bei Kerzenschein. Um 6 Uhr verlassen wir die Halbinsel bereits wieder. Zuerst wird unser Gepäck durch den Schlamm geschleppt und auf dem Dach zweier Minibusse verstaut, dann dürfen wir uns da hineinquetschen. Und schon geht die lustige Fahrt auf der rutschigen Lehmpiste los.

Prompt bleiben wir mit den Minibussen stecken und die ganze Dorfbevölkerung hilft uns tatkräftig beim Schieben. Dann kann es weitergehen. Sehr abenteuerlich! Die Sitzreihen im Bus sind noch nicht einmal im Unterboden verschraubt und wir befürchten bei den holprigen „Straßen“ ständig, dass einer der Rucksäcke im Schlamm landet. Wir fahren nach San Pedro. Hier wartet ein Boot auf uns, welches uns auf die Uro-Inseln bringen soll. Zwei Stunden dauert die Fahrt bei Eiseskälte. Die Kajüte sieht sehr interessant aus, sietzen da 16 dick Eingemummelte neben einem riesen Berg von Rücksäcken.

Langsam kommt Schilf in Sicht und wir fahren eine kleine Weile durch Schilf, bis die Schilfinseln endlich auftauchen.
Auf den Uro-Inseln wohnen die Menschen quasi auf schwimmendem Schilf. Die "echten" Uro sind leider ausgestorben. Im 19. Jahrhundert lebten noch etwa 4.000 Familien auf den Schilfinseln, der letzte reinrassige Uro starb 1958. Doch ihre Nachfahren, meist Nachfahren der Aymara oder Quechua, versuchen die Kultur der Uro zu erhalten. Das Schilf (Totora-Schilf) hat schwimmende Wurzeln, diese werden beim Bau einer solchen Insel in Blöcken von bis zu 8m² zusammengebunden. Darauf werden anschließend schichtweise weitere Totora-Schilfstängel gestapelt. Das wird solange gemacht, bis die Plattform einen Tiefgang von ca. 80cm hat. Auf die etwas erhöhte Schilfmitte wird dann eine Schilfhütte gestellt und schon ist das zu Hause fertig.

Die Schilfstängel kann man übrigens auch essen. Sie schmecken leicht süßlich und werden besonders von den Kindern gern als Süßigkeit verputzt. Ich finde es auch ganz lecker, frisch und ganz leicht süß.

Es läuft sich sehr eigenartig auf einer solchen Insel, weil der Boden unter einem nachgibt und man nie weiß wie weit. So eine Insel hält nur ca. 6 Monate. Die langsam verfaulenden oder sinkenden Schilfrohrbündel müssen ständig ausgewechselt werden. Es ist schon interessant wie das so funktioniert, wenn die Inseln auch leider inzwischen nahezu vollkommen touristisch sind und man kaum noch authentisches Leben sehen kann. Heute gibt es auf nahezu jeder Insel eine kleine Solaranlage und sogar Fernsehen und Radio in den Hütten. Auf der Insel gibt es sogar eine Schule, die Escola Flotante.

Aus dem Schilf werden auch wunderschöne sehr interessante Boote gebaut. Dazu wird das Schilf erst einmal zu Rollen zusammengepresst. Diese Rollen sind in der Mitte dicker als an den Enden. Anschließend werden dann mehrere dieser Rollen zu bootsähnlichen Paketen mit spitzen Buk und Heck verschnürt. Um so ein Boot zu bauen wird ca. 1 Monat benötigt, nach etwa einem Jahr ist das Boot dann unbrauchbar, weil das Schilf verrottet ist. Nun muss neu gebaut werden.

Wir verlassen die Uro-Inseln und fahren weiter über den Titicacasee bis nach Puno. Von hier bringt uns ein Bus direkt bis zur bolivianischen Grenze in Desaguadero. An der Grenze angekommen ist da ein riesen Trubel, denn jeden Freitag ist hier Markttreiben. Mit im Trubel verlassen wir den Bus und verladen unser Gepäck auf zwei Rikschas. Wir gehen zu Fuß über die Grenze. Nachdem alle Grenzformalitäten erledigt sind, wir Geld getauscht haben und wir uns erfolgreich durch das Gewühle gekämpft haben, wartet auf der bolivianischen Seite ein „neuer“ Bus auf uns.

Nun haben wir also Peru hinter uns gebracht und befinden uns in Bolivien. Doch das Abenteuer geht weiter. Wir fahren nach Tiuhuanaku (Tiwanaku). Unterwegs geraten wir direkt in eine Straßenprozession. Mit dem Bus fahren wir mitten durchs Getümmel, links und rechts tanzende Menschen.

Tiuhuanaku sieht eigentlich von den Ruinen her nicht sehr spektakulär aus. Man kann sich anhand dem, was bisher ausgegraben und gefunden wurde, kaum ein Bild von der damaligen Kultur machen, denn die ehemals 5km² große Stätte ist sehr stark zerstört. Tiahuanaku ist die wichtigste präkolumbianische Kulturstätte Boliviens. Die Ruinen liegen ca. 20km vom Titicacasee entfernt, früher jedoch soll es mal direkt am Ufer oder zumindest unweit davon gewesen sein. Die Tiahuanaku-Kultur wird auf den Zeitraum 100 – 1200 n.Chr. datiert. Aber was ist Tiahuanaku nun wirklich? Bisher ist das noch relativ ungeklärt. War es einst die Hauptstadt eines Reiches, ein zeremonielles Zentrum oder ein Wallfahrtsort? Dem Grundriss nach zu urteilen könnte es sich um eine Tempelstadt gehandelt haben.

Die Ruinenanlage ist in 3 Bezirke gegliedert. Der erste ist Akapana. Das ist der 15m hohe 180 x 140m große tempelartige Hügel. Von hier aus hat man einen Blick über die gesamte Anlage. Wenn man nun die Plattform verlässt kommt man direkt zum Templete Semisubterráneo. Dies ist ein halbunterirdischer Tempel mit einer Größe von 26 x 29m. In das Mauerwerk eingelassen, befinden sich 175 steinerne Köpfe aus Kalk- und Tuffstein. In der Mitte des Tempels befinden sich 3 Stelen.

Verlässt man den Tempel, geht es rechts zum 2. Bezirk Kalasasaya. Eine 8m breite sechsstufige Treppe führt hinauf zum steinernen Osttor der tempelartigen Sonnenwarte. Kalasasaya bedeutet in der Aymara-Sprache „stehende Steine“. Dies meint die hier gefundenen Monolithen. Die Monolithen sind 1,5 bis 7m groß und haben Menschengestalt. Am Ende der großen Fläche befindet sich das Intipunku, das Sonnentor. Es wurde aus einem einzigen Andesitblock gehauen und misst 2,8m in der Höhe und 3,8m in der Breite. In der Mitte befindet sich eine 1,4m hohe und 60cm breite Öffnung. Das Sonnentor ist sehr schön verziert und zeigt mehrere Puma- und Kondorköpfe. Es gibt noch einen 3. Bezug, den haben wir uns jedoch leider nicht angesehen.

Nach einem kleinen Bummel durch die Souvenirbüdchen, tauchen wir weiter in Bolivien ein. Genau zum Sonnenuntergang erreichen wir La Paz. Ein traumhafter Blick auf die im Tal liegende Stadt mit den im Hintergrund befindlichen schneebedeckten Bergen und rot gefärbten Wolken bietet sich uns.



Down Hill

Jippi, endlich ist es soweit. Heute starten wir zu unserer Downhill-Tour. Mit dem Mountainbike geht es die gefährlichste Straße der Welt entlang - von La Paz hinunter bis in die tropischen Täler (Yungas).

Wir werden auf 65 Kilometern fast 3.500 Höhenmeter überwinden (bergab ;-) und 5 Klimazonen queren. Den detaillierten Bericht gibt es hinter dem Link.



Der Frieden

Heute haben wir mal wieder ein wenig Zeit uns einfach treiben zu lassen und La Paz näher unter die Lupe zu nehmen. Größte Stadt Boliviens und auf ca. 3.600m eine der höchstgelegenen Großstädte der Welt. La Paz ist der Regierungssitz des Landes, obwohl Sucre die eigentliche Hauptstadt Boliviens ist. In einem richtigen Talkessel gelegen ist der der tiefste Punkt ist bei 3.100, der Höchste bei 4.100m Höhe. Sie bietet so ein ganz besonderes Bild. An den Hängen eher armselige Bretterhütten, im Zentrum Wolkenkratzer. Eigentlich passt das ja so gar nicht zusammen, aber in La Paz verschmelzen Traditionelles mit Modernem, findet man indigene Märkte, eine koloniale Altstadt, moderne Boutiquen und repräsentative Geschäftshäuser. All das wird überragt vom riesigen Illimani mit seinen 6.439m. Das schafft eine ganz besondere Atmosphäre. Ich finde die Stadt einfach klasse.

Übrigens war der ursprüngliche Name der Stadt „La Ciudad de Nuestra Senora de La Paz“ (Stadt unserer Frau des Friedens). Übrig geblieben ist nur La Paz, der Frieden. Und ich find das passt. Wer so viel Gegensätzliches in sich vereint, darf sich auch „der Frieden“ nennen.

Der Obst- und Gemüsemarkt zieht uns magisch an. Früh am Morgens ist da schon eine Menge los, aber eben noch nicht zu viel. man kann in aller Ruhe schlendern und die Menschen beobachten. Überall, auch hier in der Großstadt, tragen die Frauen ihre traditionelle Kleidung. Ihre aus mehreren Schichten bestehenden Röcke, auf dem Rücken ein buntes Bündel, auf dem Kopf ein scheinbar viel zu kleiner Hut.

Nachdem wir uns ausgiebig das Markttreiben angesehen und die Menschen mit unserer Kamera genug erschreckt haben (einmal kam sogar eine Mandarine über die Straße geflogen, weil Steffi nicht gesehen hatte, dass die Damen nicht fotografiert werden wollen), wollen wir in die Calle Linares, die Zaubergasse. Hier bieten allerlei „Kräuterhexen“, „Zauberinnen“ und „Heiler“ geheimnisvolle Pülverchen und Kräuter gegen Krankheiten und böse Geister an. Hier kann man zum Beispiel auch Lama-Embryos als Glücksbringer kaufen. Sie mauert man beim Hausbau in alle 4 Ecken des Hauses ein. Das soll den Bewohnern Glück bringen und Leid fernhalten.

Wir schließen unsere Runde am Plaza San Francisco. Hier gibt es Schuhputzer, Garküchen, Blumenverkäufer, Souvenirhändler usw. - kurzum ein kunterbuntes Durcheinander. Ich hab mir ja noch nie die Schuhe putzen lassen, aber nötig ist es nach dem ersten Teil der Reise. So hab ich einfach zugesagt, als mich ein kleiner Schuhputzer anspricht. Der arme Junge hat sich fast eine Staublunge geholt... auweia... und das für ganze 20 Cent.

Nach einem Mittagssnack müssen wir la Paz leider schon wieder den Rücken kehren. Mit dem öffentlichen Bus fahren wir nach Oruro. Die fahrt dauert 3 Stunden. Von dort gehts es weiter mit dem Zug nach Uyuni. Die Fahrt ist ziemlich langweilig. Auch der kleine Aufenthalt in Oruro ist nicht sonderlich spektakulär. Oruro ist keine schöne Stadt. Eine ehemalige Bergarbeiterstadt, auf ca. 3.700m Höhe. Der „Wara Wara del Sur“ bringt uns dann nach Uyuni. 19 Uhr ist Abfahrt und nun stehen uns noch weitere 7 Stunden bevor, bis wir endlich 2 Uhr morgens in Uyuni ankommen sollen.



Salty desert

Aufgrund der späten Ankunft in der Nacht, haben wir den Vormittag wieder zur freiuen Verfügung. Doch da wir früh aufstehen ja gewöhnt sind, machen Steffi und ich wieder einmal, anstatt zu schlafen, die Stadt unsicher. Das hatte ja nun schon Tradition. Allerdings hat Uyuni selbst wirklich nichts zu bieten. Der Plaza Arce mit dem Glockenturm ist ganz süß. Vor allem wenn man sieht, dass 200m neben dem Glockenturm dann auch die Kirche steht. Ansonsten ist Uyuni, auf 3.670m Höhe gelegen, wirklich nur ein Nest. Hier fahren mehr Züge als Autos, obwohl es ganze 12.000 Einwohner hat. Erstaunlich das hier in dieser kalten, windigen und trostlosen Hochlandeinöde überhaupt Menschen leben. Mitten in der Wüste gelegen, ist das aufregendste in dieser Stadt wohl der Militärstützpunkt. Uyuni bedeutet auf Aymara „Platz der Lasttiere“. So haben wir uns hier auch nur die Taschen voll Proviant geladen und noch ein paar Souvenirs gekauft und eine dicke warme Fliesjacke für die Salzwüste.
Wir starten in unsere Wüstenabenteuer. Das Gepäck wird oben auf dem Dach unserer Jeeps festgebunden und mit Planen abgedeckt. So soll es die nächsten 2 Tage durch die Wüste schaukeln. Wir schaukeln immer zu fünft oder sechst im Jeep. Salar de Uyuni wir kommen!

Doch weit kommen wir erstmal noch nicht, denn 2km vor der Stadt liegt eine recht interessanter Cementerio de Trenes (Eisenbahnfriedhof). Hier rosten unzählige alte Waggons und Dampfloks aus alten Zeiten vor sich hin.

Den Rest des Tages nsehen wir nur noch weiß, weiß, nichts als weißes Salz. Wir sind in der Salar de Uyuni. Die riesige Salzpfanne ist ca. 160km lang und 135km breit. Das Salz hat eine Dicke von 2 - 7m. Die Salar de Uyuni ist die größte Salzfläche der Erde. „Überwacht“ wird dieses von den Einheimischen so genannte „Weiße Meer“ vom 5.820m hohen Vulkan Tunupa. Wir halten kurz in Colchani, einem kleinen Dorf, um mehr über die Salzgewinnung zu erfahren. Dann geht es tiefer in die Wüste hinein. Mitten in der Salzwüste gelegen, taucht plötzlich die Isla Inkawasi auf. Eine kleine Insel, die über und über mit riesigen Kakteen bewachsen ist. Die Kakteen wachsen pro Jahr 1cm, das heißt, die riesigen 12m Kakteen sind 1.200 Jahre alt. Gigantisch! Am "Ufer" veranstalten wir unser Mittagspicknick.

Frisch gestärkt wollen wir die kleine Insel erkunden. Von oben hat man einen klasse Blick über die riesige Salzfläche, im Hintergrund der Tunupa. Am Wegesrand sehen wir immer wieder interessante Wegweiser. Sie sehen aus, als hätte einer lauter Löcher in das Holz gemacht. Das ist Kaktusholz. Wenn man einen Kaktus seiner Stacheln beraubt und ihm die grüne Haut entfernt, sieht der Kaktus so aus. In den Löchern, kann er die Feuchtigkeit speichern.
Es geht weiter, mit 90 Sachen brettern die Jeeps über die harte Salzkruste - links und rechts stundenlang nur weiß. Mittendrin ein schneeweißes Haus - ein Salzhotel - das Hotel Playa Blanca. Alles, aber auch wirklich alles in dem Hotel ist aus Salz und Salzblöcken gebaut. Für 20 USD pro Nacht und Nase kann man hier tatsächlich noch übernachten.

Wir erreichen unser tagesziel am anderen Ende des Salzsees - Chuvica. Hier schlagen wir unser Nachtlager auf. Hier steht ein sehr einfaches "Hotel" mit überwiegend 5-6-Bettzimmern, Strom vom Generator und kaltem Wasser. Zum Abschluss des Tages sind wir noch auf eine kleine Nachwanderung gestartet. Ich glaub wir haben das halbe Dorf geweckt dabei ;-). Und wir haben dabei eines festgestellt: Auch wenn es in der Wüste kein künstliches Licht gibt und eigentlich unzählige Sterne zu sehen sein sollten, wenn die Salzwüste das Mondlicht reflektiert, sieht man auch nicht mehr als zu Hause in Deutschland. Vielleicht sieht man ein paar andere Sterne, da man sich ja auf der anderen Seite der Erde befindet, aber den obligatorischen Sternenhimmel sieht man leider nicht. Schade!



Chemieexkurs

Wieder heißt es ganz früh aufstehen. Im Dunkeln mit der taschenlampe heißt es tasche packen und ohne Frühstück ab in den Jeep. Nach 2,5 Stunden erreichen wir ein kleines Dorf wo wir auch endlich frühstücken können. Und das haben wir uns auch verdient, denn bis hier haben wir schon ein paar kleine Pannen mit unserem Jeep überstanden. Das Batteriekabel war defekt und musste, nach mehreren Versuchen den Wackelkontakt so zu beheben, dann doch gewechselt werden. Geschafft! Doch dann - unsere Gebete wurden endlich erhört... Die grausame Musik, die unser Fahrer zu hören pflegt, gefiel wohl auch dem Radio nicht mehr, denn es fing plötzlich an zu qualmen... Endlich Ruhe ;-)!

Heute ist die fahrt weit unbequemer als noch gestern auf der glatten Salzfläche. Auf der hintersten Sitzbank hüpft man regelrecht in die Höhe bei der Schotterpiste.
Während wir frühstücken, werden die Jeeps betankt. Wir dachten ja eigentlich, dass in den blauen Kanistern auf dem Dach Wasser ist. Schließlich sind wir ja inder Wüste. Stattdessen wird nun aus den Kanistern ein Schlauch in den Tank geführt... Wasser ist es also definitiv nicht...

Wir nähern uns dem Valle de las Rocas, ein mit großen Steinen und Felsen übersäter Flecken inmitten der Wüste. Hier entdecken wir auch Wüstenhasen, die Vizcacha. Sie haben richtig lange Schwänze und sehen so ein bisschen eigenartig aus. Aber sie sind auch mehr mit dem Chinchilla als mit dem Hasen verwandt. Doch was ist das? Grüne Steine? Llareta heißt es und sieht tatsächlich so aus, ist jedoch ein Moos, welches die Steine komplett bewächst.

Von diesem bizarren Tal geht es in Richtung Laguna Colorado. Doch mitten in der Wüste werden wir jäh durch einen platten Reifen gestoppt. Aber das hält uns nicht lange auf. Während der Plattfuß berseitigt wird, vertreiben wir uns die Zeit und nehmen die Fläche mit dem Borax genauer unter die Lupe. Es sieht eigentlich genau aus wie ein kleiner Salzsee, aber diesmal ist es keiner. Es ist Borax, also Boroxid.

Einen weiteren chemischen Exkurs gibt es dann an der Laguna Colorado. Sie liegt auf 4.275m Höhe, ist ca. 60km² groß und hat ihren Namen von dem roten kupferhaltigen Wasser. Hier brüten die sehr seltenen Andenflamingos Tokoko und die kleineren James-Flamingos, die Chururus. Sieht fantastisch aus und aus der Ferne hat man echt Schwierigkeiten die rosa Flamingos in dem roten Wasser überhaupt zu erkennen.

Von Kupfer zu Schwefel - von der Laguna Colorado zu dem auf 4.850m Höhe liegenden Geysir Sol de Manana. Eine riesieg Fläche voller blubbernder Löchern und Schwefelnebel. Morgens speit der Geysir bis zu 10m hohe Dampffahnen. Aber auch tagsüber kann er spucken. Da es so windig ist und es überall blubbert, spuckt er den ekligen Schwefelschlamm überallhin, auch auf mich... Zum Schluss bin ich überall mit weißen Spritzern übersät.

Letzter chemischer Einfall der Natur an diesem interessanten Flecken Erde ist die Laguna Verde. Sie ist viel kleiner als die Laguna Colorado, nur 17km², aber auch das ist eine Menge. Auf 4.350m Höhe gelegen wird sie vom nahen Vulkan Licancabur mit seinen 5.930m „bewacht“. Die schönsten Lichtreflexe hat man über die Mittagszeit. Durch den Sonneneinstrahlwinkel und die Reaktion des pflanzlichen Planktons in Verbindung mit dem hohen Blei-, Kalzium- und Schwefelgehalt schimmert die Laguna grün. Neben der Laguna Verde befindet sich die Laguna Blanca. Die ist aber natürlich bei weitem nicht so spektakulär.

Wir sind schon ganz han an der chilenischen Grenze, und da wollen wir auch hin - nach Chile. Wir tauschen den Jeep wieder in einen Bus uznd holen uns den bolivianischen Ausreisestempel. Quasi staatenlos fahren wir nun schnurstracks nach San Pedro. Erst hier müssen wir zur Grenzkontrolle. Erst bekommen unseren Einreisestempel und dann wird das komplette Gepäck gefilzt. Die Chilenen sind da sehr penibel. Keine Lebensmittel und vor allem kein Koka, weder als Tee noch als Blatt sind hier erlaubt.



Tiefe Wüste

Wir haben ein wenig Zeit am Morgen und können in San Pedro de Atacama die letzten Souvenirs einkaufen. San Pedro ist ein Oasenort inmitten der Atacamawüste und hat nur 2.000 Einwohner. Dafür laufen hier aber immer jede Menge Touristen herum, die von hier aus die Atacamawüste erkunden oder bis Uyuni fahren.

Der Ort hat nicht sehr viel zu bieten. Kleine gedrungende Lehmziegelhäuser und eine schöne weiß gekalkte Kirche im Kolonialstil (1744) machen den kleinen Ort aus. Die Kirche ist im Adobe-Stil, besteht also komplett aus luftgetrockneten Lehmziegeln. Interessant ist vor allem die Dachkonstruktion aus Kaktusholz, die anstatt mit Nägeln und Dübeln mit Lederriemen zusammengehalten wird.

Heute folgt unsere letzte Etappe. Wir fahren in Richtung Calama. Doch unterwegs wollen wir uns noch so einiges ansehen. Vorbei an Bergen, die aussehen wie der Rücken eines Sauriers geht es ins Valle de la Muerte - das Tal des Todes. Ein Wüstental wie es im Buche steht. Hier gibt es einfach nichts als Sand und es ist unglaublich heiß. Ganz in der Nähe befindet sich das Mondtal - Valle de la Luna. Dieses Tal war vor Urzeiten einmal ein See, dessen Boden bei seismischen Erschütterungen in die Höhe gedrückt und aufgefaltet wurde. Über die Jahrmillionen haben Wind und Wetter ganze Arbeit geleistet. Aus Salz, Lehm und Sand wurden eine Menge bizarrer Formen, Türme und Figuren geschaffen und riesige Dünen aufgeschüttet.

Nach unserem kleinen Ausflug in die etwas anderen "Tiefen" der Wüste, steuern wir nun Calama an. Das letzte Ziel unserer langen Reise. Im Reiseführer wird Calama als staubige Bergbaustadt beschrieben. Für uns stellt sie sich nach den letzten Tagen in der Wüste ganz anders dar. Bunt angemalte Häuser, Autos, Geschäfte und vor allem Zivilisation. Es ist sehr schön durch die bunten Straßen zu laufen und wieder „normales“ Leben zu sehen.

Nun stand der Abschiedsabend an. Sollten nun wirklich schon die 3 Wochen vorbei sein? Die Zeit verging wie im Fluge. Es war eine super schöne Zeit. Wir haben viel erlebt, viel gesehen und auch wenn es doch manchmal sehr anstrengend war immer unterwegs zu sein, Ich würde die Reise gern noch fortsetzen. Ein letztes Mal zusammen essen gehen, nachher noch eine Bar unsicher machen und sich langsam mit dem Gedanken anfreunden, dass es morgen wieder nach Hause geht. Letzte Abende sind nicht schön...



Von Anfang und Ende

Alles gepackt, wie jeden Tag. Nur heute steigen wir alle in Taxis und unser Ziel ist der Flughafen von Calama. Nach dem Check-in müssen wir uns auch von unserem treuen Reiseleiter und Freund verabschieden. So einige hatten dabei Tränen in den Augen.

Calama - Antofagasta - Santiago de Chile. Hier hat alles angefangen, hier soll es auch wieder enden.



Links zu den Galerien